Künstlerischer Lebenslauf

Gesangsstudium

Thomas Scheler wurde in Aachen geboren. Er absolvierte sein Gesangsstudium an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Ingrid Figur. Im Laufe seines Studiums nahm er für mehrere Semester an Interpretationskursen unter der Leitung von Aribert Reimann für das Lied des 20. Jahrhunderts teil. Noch als Student erhielt er 1982 ein Stipendium des Richard-Wagner-Verbandes Berlin; im selben Jahr wurde er in der ARD-Fernsehdokumentation Die Frau an seiner Seite neben den Opernsängern Simon Estes und Hans Beirer vorgestellt. Bereits ein Jahr vor Studienabschluss hatte der Tenor sein erstes Engagement unter Intendant Gerd Nienstedt in Hof.

Werdegang als Operntenor

Nach mehreren Jahren am Osnabrücker Theater war Thomas Scheler von 1992 bis 2001 Ensemblemitglied der Niedersächsischen Staatsoper Hannover als Spieltenor unter der Intendanz von Hans-Peter Lehmann. Wichtige Rollen waren u.a.: Pedrillo in Mozarts Die Entführung aus dem Serail (R: Eike Gramss), Wenzel in Smetanas Die Verkaufte Braut (R: Heinz Lukas-Kindermann), Diener Franz in Offenbachs Hoffmanns Erzählungen (R: Georges Delnon), Arthur in Reimanns Das Schloß (R: Andreas Homoki) und Novice in Brittens Billy Budd (R: David Mouchtar-Samorai).

Im März 2005 hatte Thomas Scheler die Ehre, in der Berliner Philharmonie mit dem Deutschen Symphonie-Orchester und dem Ernst-Senff-Chor bei der von Loriot gestalteten konzertanten Fassung von Bernsteins Candide (ML: David Stahl) als Solist mitzuwirken.

Von der Spielzeit 2004/05 bis 2010 war der Tenor unter Festvertrag am Theater Bremen, welches unter der Intendanz von Klaus Pierwoß 2007 neben der Komischen Oper Berlin zum "Opernhaus des Jahres" gewählt wurde. Herausragende Produktionen waren hier Mozarts Die Hochzeit des Figaro (R: Karin Beier), die Uraufführung der Oper Inferno von Johannes Kalitzke (R: David Mouchtar-Samorai), Brittens Sommernachtstraum (R: Barrie Kosky), Lortzings Zar und Zimmermann (R: Anthony Pilavachi), Offenbachs Hoffmanns Erzählungen (R: Andrej Woron) sowie die deutsche Erstaufführung der Oper Zaïde / Adama von Mozart / Chaya Czernowin (R: Andrea Moses).

Seit 2009 ist Thomas Scheler Gastsolist an der Komischen Oper Berlin: Hier übernahm er die Rollen des reichen Karaman in Die rote Zora von Elisabeth Naske (R: Jasmina Hadziahmetovic), des Augustin Moser in Wagners Die Meistersinger von Nürnberg (R: Andreas Homoki, ML: Patrick Lange), des Wildhüters in Dvořáks Rusalka (R: Barrie Kosky, ML: Patrick Lange) sowie des Kung in der Uraufführung der Insektenoper Mikropolis von Christian Jost (R: Nadja Loschky, ML: Christian Jost).

Weitere Gastauftritte führten den Opernsänger 2009/10 nach Koblenz als Hauptmann in Wozzeck von Alban Berg, 2011 nach Kiel als 1. Jude in Strauss’ Salome, nach Hagen als Kaiser Altoum in Puccinis Turandot sowie nach Bremerhaven als Gastone in Verdis La Traviata.

Sommerfestspiele

Wichtiger Bestandteil von Thomas Schelers Laufbahn als Opernsänger waren über Jahre hinweg auch seine Gastauftritte bei verschiedenen europäischen Sommerfestspielen: bereits 1986 in der Bad Hersfelder Stiftsruine unter der Leitung von Prof. Heinrich als Jaquino in Beethovens Fidelio sowie als Eselmann in Orffs Die Kluge – ausgezeichnet mit dem Orpheuspreis für die beste Darstellung einer Nebenrolle; von 1995 bis 1997 in Eutin als Kaiser Altoum in Puccinis Turandot bzw. als Steuermann in Wagners Der Fliegende Holländer; 1999 in Gmunden am Traunsee in der Uraufführung einer Oper von Ernst Ludwig Leitner; 2000 beim Carinthischen Sommer in Villach in der Uraufführung einer Oper von Gerhard Schedl; 2001 sowie 2002 bei den Schweriner Schloßfestspielen als Abdallo in Verdis Nabucco bzw. als Pang / Kaiser Altoum in Puccinis Turandot (R: Henry Akina); 2003 auf der Felsenbühne Wunsiedel als Hans in Smetanas Die Verkaufte Braut; 2004 in Stralsund als Peter Iwanow in Lortzings Zar und Zimmermann, inszeniert auf einem Schiff.

Konzerte

Über sein Wirken als Opernsänger hinaus trat Thomas Scheler auch als Oratorientenor bei zahlreichen Konzerten auf. In Deutschland führten ihn seine Auftritte u.a. mehrfach in die Berliner Philharmonie und das Konzerthaus Berlin, an die Komische Oper Berlin, den Berliner Dom, die Leipziger Thomas-Kirche mit dem Gewandhausorchester sowie zum Kissinger Sommer. Auch im europäischen Ausland hatte Thomas Scheler Auftritte, darunter in der Warschauer Philharmonie, in der Kathedrale Oliva bei Danzig, in Asti, Avignon, Valence, Amsterdam und Ljubljana sowie in Österreich. Hierbei arbeitete der Tenor unter anderem mit folgenden Dirigenten und Orchestern zusammen: Viktor Lukas mit den Bamberger Symphonikern, Hans Hilsdorf mit den Berliner Symphonikern und der Berliner Singakademie, Georg Christoph Biller von der Thomas-Kirche Leipzig, Reinhard Goebel mit dem Ensemble Musica Antiqua Köln sowie Hans Christoph Becker-Foss.

Liederabende

Als Künstler des Live-Auftritts ist Thomas Scheler fasziniert von der Präsenz des Publikums. So genoss er neben seiner Opern- und Konzerttätigkeit über lange Zeit auch besonders die Intimität von Liederabenden in verschiedenen deutschen Städten, wie z.B. regelmäßig an der Staatsoper Hannover. Seiner Authentizität wie auch seiner Feinfühligkeit beim Umgang mit dem Publikum hat der Sänger es wohl auch zu verdanken, dass er bei Initiativen zur Nachwuchsförderung schon häufiger als Repräsentant eingesetzt wurde. So übernahm er in Osnabrück mehrfach Musikunterrichtsstunden an einem Gymnasium und stand auch im Auftrag der Staatsoper Hannover bei Nachwuchsworkshops vor Schulklassen.

Tonaufnahmen

Wenngleich die Produktion von Tonträgern nicht im Fokus seines Schaffens steht, existieren doch zahlreiche Tonaufnahmen von Thomas Scheler. Aus seinem Wirken in Liederabenden erwuchs z.B. seine CD Soirée für Werthers Lotte (Klavier: Christof Keymer) mit Liedern der Goethezeit, die 1997 im Auftrag der Goethe-Gesellschaft bei Thorofon erschien. Darüber hinaus sind Live-Mitschnitte von vielen Auftritten Thomas Schelers, darunter auch die Candide-Inszenierung mit Loriot, auf CD bzw. DVD im Handel erhältlich.